Weniger Bürokratie durch mehr Effizienz

Die Pflegedokumentation ist eine wichtige Grundlage für eine bedarfsgerechte und sichere Pflege. In den vergangenen Jahren hatten viele Pflegeeinrichtungen ihre Pflegedokumentation ausgeweitet. Nicht zuletzt aus dem Motiv heraus, bei den Pflege-Qualitätsprüfungen „auf der sicheren Seite“ zu stehen. Doch der dabei entstandene Umfang der Dokumentation ging zum Teil weit über das erforderliche Maß hinaus. Dies zeigte sich auch bei den Qualitätsprüfungen. In der Folge haben immer mehr Pflegekräfte eine Entbürokratisierung der Pflege und mehr Zeit für die direkte Pflege gefordert. Die Prüfer des Medizinischen Dienstes und des PKV-Prüfdienstes haben die Pflegeeinrichtungen in den letzten Jahren dahingehend beraten, die Pflegedokumentation auf das fachlich begründbare und gebotene Maß zu beschränken und z.B. auf Doppeldokumentationen zu verzichten.

Vor diesem Hintergrund haben Pflegeexperten – darunter auch Vertreter des MDS (dem Vorgänger des zum 1. Januar 2022 errichteten Medizinischen Dienstes Bund) – ab 2015 auf Initiative  des damaligen Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, in einem Projekt ein Konzept für eine effiziente und schlanke Dokumentation in der Pflege entwickelt: das „Strukturmodell zur Effizienzsteigerung in der Pflege“. Nach diesem Modell kann die Struktur der Pflegedokumentation verschlankt und der Dokumentationsaufwand auf das erforderliche Maß zurückgeführt werden. Das Konzept bietet Lösungen für die ambulante Pflege, die teilstationäre Pflege, die Kurzzeitpflege sowie die vollstationäre Pflege.

Nach dem Strukturmodell müssen Pflegeeinrichtungen Leistungen nur dann dokumentieren, wenn sie von der individuellen grundpflegerischen Regelversorgung und Betreuung abweichen. Wie diese im Einzelfall aussehen muss, wird über eine Strukturierte Informationssammlung (SIS) erhoben und in einem pflegerischen Tagesablauf festgehalten. Die SIS ist die zentrale Basis der schlanken Pflegedokumentation. In der SIS werden die Informationen über den Pflegebedürftigen nach Themenfeldern strukturiert, die sich an diejenigen des Begutachtungsinstruments zur Feststellung von Pflegebedürftigkeit (BI) anlehnen. Dadurch ist die SIS viel übersichtlicher als die bisherige Gliederung nach Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL). Die SIS enthält zudem eine übersichtliche Matrix, in der Pflegerisiken wie Sturz, Dekubitus oder Gewichtsverlust und Phänomene wie z.B. Schmerzen eingeschätzt werden.

Einige Besonderheiten sind jedoch zu beachten: Nachweise über die Durchführung der Behandlungspflege und bestimmte Maßnahmen des Risikomanagements müssen in allen Pflegesettings weiterhin dokumentiert werden. In der ambulanten Pflege muss die Durchführung der Pflegeleistungen aus Gründen der Abrechnung weiterhin dokumentiert werden.

Die Steuerung des Projektes erfolgte zunächst durch ein Projektbüro. Im November 2017 wurde die Verantwortung für das Projekt an die Trägerverbände der Pflege auf Bundesebene übergeben, die das System gemeinsam steuern. Das Strukturmodell wird in über 50 % aller Pflegeeinrichtungen eingesetzt.

Alle Qualitätsprüferinnen und -prüfer sind in der Anwendung des Strukturmodells geschult, so dass diese auf Qualitätsprüfungen in Pflegeinrichtungen mit der vereinfachten Pflegedokumentation gut vorbereitet sind.

Links zum Thema

Dokumente zum Thema

  • Hinweise zur Umsetzung des Strukturmodells zur Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation

    Schlanke Pflegedokumentation

    Die „Hinweise zur Umsetzung des Strukturmodells“ richten sich an die Prüferinnen und Prüfer der Medizinischen Dienste und des PKV-Prüfdienstes, die Qualitätsprüfungen nach den §§ 114 ff. SGB XI durchführen. Sie richten sich ebenfalls an die Pflegeeinrichtungen und stellen für alle Beteiligten eine Orientierung zum Strukturmodell im Kontext von Qualitätsprüfungen nach §§ 114 ff. SGB XI dar. Diese Hinweise ersetzen die bisherigen „Ergänzenden Erläuterungen“ zu Qualitätsprüfungen (Version 3.1).

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  • „Die Pflegedokumentation wird wieder gelesen“ – Interview mit Elisabeth Beikirch

    MDK Forum

    Interview zur Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation im Magazin der Medizinischen Dienste, Ausgabe 1/2014. Elisabeth Beikirch war bis Februar 2014 Ombudsfrau zur Entbürokratisierung der Pflege im BMG und dort zuständig für die Steuerung des Projekts „Praktische Anwendung des Strukturmodells – Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation“.

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Bernhard Fleer

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Letzte Änderung:

18.07.2023